Solingen Haasenmühle – Solingen Burg (13,2 km, 3 Stunden)
An diesem durchweg sonnigen Sonntag, setze ich meinen Weg entlang der Wupper fort von Haasenmühle bis Burg. Erinnerungen werden wach als ich bei meinem letzten Ziel nun wieder starte. Schnell erreiche ich an diesem Morgen durch ein kleines Waldstück laufend die Gaststätte Wipperaue. Wäre ich nicht gerade erst losgelaufen, würde ich hier in dem sehr einladenden Biergarten eine erste Pause einlegen. Stattdessen geht es weiter zum Wipperkotten, eines der vielen Werkstätten für Schneidware wie Messer und Scheren hier im bergischen Land. Das Wasserrad des im Jahre 1605 entstandenen Kotten, rattert und läuft weiter wie damals vor knapp 400 Jahren. Wobei man dazu sagen muss, dass der Wipperkotten nach mehreren Bränden, was leider sehr üblich war für die Werkstätten, wieder original getreu aufgebaut wurde. Neben einem Museum beherbergt der Kotten ein Atelier und Künstlertreff.

Auch wenn ich hier erst ein paar Kilometer von der Mündung der Wupper entfernt bin, so hat sich die Landschaft schon verändert. Maßgeblich formen die alten Kotten in der Solinger Region die Beschaffenheit der Wupper.

Wurde und wird sie dabei doch immer wieder „angezapft“ um mit dem rückgestauten Wasser die Wasserräder anzutreiben. Auch wenn diese Tradition spätestens mit der Erfindung von Dampf- und später dann von Elektromotoren ausgestorben ist, wird heute immer noch durch die Wasserkraft der Wupper Strom erzeugt.

Nach ein paar Metern durch den Wald an der Wupper entlang, treffe ich auf den Hainsimsen-Buchenwald. Eines der vielen Hinweisschilder auf dem Weg erklären auch hier, was es mit diesem Wald auf sich hat. Dieser Buchenwald gehört zu einem der besonders geschützten Gebiete von „Natura 2000“, welches „das zusammenhängende ökologische Netz besonderer Schutzgebiete innerhalb der Europäischen Gemeinschaft“ beschreibt. In diesem FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat) werden besonders Lebensräume und Arten von Tier und Pflanzen geschützt, um die vorhandene biologische Vielfalt zu bewahren. Dies ist auch bitter nochwendig, wenn man bedenkt, dass statt dem natürlichen Anteil der Buchen in NRW von 60 % nur wenige 4,3 % wirklich vorhanden sind. Ein Grund mehr diese zu schützen, so wie hier am Wupperhang am Rande des Solinger Stadtwaldes. Dies gelingt durch die natürliche Forstwirtschaft, die zum Beispiel bei der Aufforstung darauf achtet nur heimische Gehölze aufzuziehen und fremde zu vermeiden. Außerdem werden Alt- und Tothölzer von Uraltbäumen erhalten und kultiviert. Kahlschlag und chemische Düngemittel haben hier ganz klar nichts zu suchen. Die Liebe zur Heimat hat eben auch etwas damit zu tun, sie zu schützen.

Weiter geht es an einer Gärtnerei vorbei über eine Holzbrücke auf das andere Ufer der Wupper. Ganz nah am Wasser laufe ich zusammen mit Joggern, Spaziergängern, Reitern und Radfahrer durch ein lichtes Wäldchen. Vorbei an zwei weiteren Kotten, Unten- und Obenfriedrichstaler Kotten, erreiche ich bald das idyllische Örtchen Unterrüden. Damals wie heute schmücken feinste Gärten die Fachwerkhäuser. Die weiten Wiesen um die Ortschaft deuten das fruchtbare Ackerland und die Vierwirtschaft der vergangenen Tage an. Hier und da sind noch einige Felder bestückt, jedoch nur für den Eigenbedarf schätze ich, wenn man die Menge beachtet. Würde hier kein Auto vorbeirollen, könnte man meinen man wäre zurück versetzt in die Zeit Anfang der 20. Jahrhunderts. Von hier aus kann man weiter nach auf dem gekennzeichneten Wupperweg laufen oder einen Abstecher am Wasser entlang zum Obenrüdener Kotten nehmen. Ich finde den Abstecher einen Tick schöner. Durch das ebenso alte und schöne Fachwerkdorf Oberrüden laufend, stoße ich wieder auf die Wupper, mit Blick auf das Wasser durch einen Wald. Diesmal gönne ich mir eine Pause am Ufer und beobachte einen Trupp Kanufahrer, die durch den sehr flachen Fluss paddeln. Da kann man schonmal an der ein oder anderen Stelle stecken bleiben…

Am Luftwasserwerk vorbei verlasse ich für einen kurzen Abschnitt die Wupper und erreiche über einen kleinen Anstieg eine Liegeholzbank, von der man einen sehr entspannten Blick über das Tal hat.

Kurz vor dem Abstieg passiert man hier ein weiteres Bilderbuchdorf: Balkhausen. Auch hier reihen sich die schwarz-weißen Fachwerkhäuser aneinander, verziert von bunten Blumen auf der Fensterbank. Kurz nach dem Abstieg durch ein schattiges Wäldchen, erreiche ich das Balkhauser Kotten. Die Holzbänke rund um den Kotten auf der Wiese, laden zu einer Pause ein. Aber auch das kleine Schleifermuseum im Kotten und die Kühle der Fachwerkmauern lassen mich für einen Moment abschalten. Die zwei noch funktionstüchtigen Wasserräder an der Außenwand zeugen von einer vergangenen Zeit. Wahnsinn wenn man sich vorstellt, dass mit diesem riesengroßen Steinen Messer und Scheren scharf geschliffen wurden. Der nette Museumsführer erzählt mir noch ein bisschen mehr von der vergangenen Zeit und dem Einfluss der Wupper für die Kotten. Während ich so in die Vergangenheit abtauche, wird mir klar, dass all die materiellen Dinge, die um uns sind, nie einfach so da sind. Ihnen geht einen jahrtausende Entwicklung voraus von Mensch und Natur, die sie geschaffen haben. Erst durch die Industrialisierung und dem Ersatz von Mensch durch Maschine, meinen wir immer alles sofort haben zu können. Man kann nur hoffen, dass wir dabei nie den Respekt für die Vergangenheit verlieren.

Nach diesem geschichtlichen Exkurs, setze ich meinen Weg vorbei am Campingplatz fort, überquere wieder die Wupper und laufe durch einen Wald weiter. Als der Weg immer steiler wird und ich letztlich auf einer Anhöhe laufe, merke ich dass hier etwas nicht stimmt. Von weit oben blicke ich auf das rauschende Wasserwerk runter, an dem ich eigentlich laut Karte ganz nah hätte vorbeilaufen sollen. Scheinbar habe ich an einer Stelle kurz nach dem Campingplatz die falsche Abzweigung genommen. Jedoch ist das nicht weiter schlimm, da mich die Wegweiser auch so sicher nach Solingen Burg führen. Außerdem habe ich von hier eine tolle Sicht auf die erhabene Burg auf dem Berg.

In Solingen Burg angekommen erschlägt mich die Masse der Menschen im Vergleich zu der idyllischen Ruhe auf dem Wupperweg. Sonntagsausflügler sitzen lässig im Café oder gondeln hoch zur Burg. Mittlerweile ist es so warm geworden, dass man aufpassen muss keinen Sonnenbrand oder Sonnenstich zu bekommen. Zum Glück kommt der Bus zurück zu meinem Ausgangspunkt pünktlich um 13 Uhr 15, so dass ich im Schutz der schattigen Blechkiste den Weg 50 Minuten lang revue passieren lassen kann.

Alle Bilder dieser Tour habe ich außerdem hier zusammengestellt:
Fotoalbum “Wupperweg” bei flickr (68 Bilder)

http://www.outdooractive.com/de/


Der Wupperweg ist eine ganz wundervolle Möglichkeit, um das Bergische Land im entschleunigten Tempo zu entdecken. Dank der guten Busverbindung und der doch recht dichten Besiedlung, kann man den insgesamt 126 Kilometer langen Weg ideal in einzelnen Etappen laufen. Ob in kürzeren 12 Etappen wie in dem Wanderführer „Der Wupperweg – Eine Wanderung in 12 Etappen“ von Jörg Mortsiefer beschreiben oder in längeren Etappen: die Lust am Laufen und das eigene Zeitpensum entscheidet. Dies ist der 2. Part meiner Tour auf dem Wupperweg. Dem voraus geht der 1. Part von Leverkusen Rheindorf bis Solingen Haasenmühle.

Ausgangspunkt
Solingen Haasenmühle,
Parkmöglichkeit an der Wupper neben der Brücke

Endpunkt
Solingen Burg,
mit dem VRS-Bus zurück

Busverbindung (Rückweg)
Bus 683: Solingen Burg Brücke – Solingen Graf-Wilhelm-Platz (sonntags stündlich immer um 15 nach)
Bus 250: Solingen Graf-Wilhelm-Platz – Solingen Haasenmühle

15 Kommentare zu “In den Wupperbergen von Solingen

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