Porthleven – Mullion  (11,5 km, 4 Stunden)
Früh werde ich wach an diesem Morgen. 6 Uhr. Ich bin ausgeruht und angetrieben. Will raus aus der Stadt und wieder laufen. Nur diesmal mit mehr Zeit für den Weg. Das Frühstück fällt daher kurz und trotzdem entspannt aus. Nachdem ich mit bester Laune ausgecheckt habe, laufe ich einmal quer durch die Stadt Richtung Busbahnhof. Gestern habe ich meine Route noch einmal optimiert und dabei beschlossen, dass ich heute eine Station überspringen werde. Somit spare ich einen Tag und eine Nacht im teuren B&B. Das schont die Reisekasse… Auf dem Weg springe ich noch schnell in den Tesco und decke mich mit Essen für den Tag und den Abend ein. Mich erwartet das Hostel in Lizard, wunderschön an der Küste gelegen, mit Küche zum selbst Verpflegen. Selber Kochen kann zur Abwechslung auch nicht schaden. Der Bus No. 2 startet seine Fahrt um 10 vor 8 in Richtung meines heutigen Startpunktes: Porthleven. Ein bisschen unzufrieden bin ich immer noch, dass ich heute zum ersten Mal seit Start meiner Tour eine Strecke überspringe. Doch das legt sich rasch, je mehr der Bus fährt und fährt. Zwar geht es an der Küste entlang, doch nur auf Asphalt. Das in den Reiseführern empfohlene Marazion entpuppt sich bei der Durchfahrt als Touristen-Attraktion. Puh, was bin ich jetzt erleichtert!

Um circa 9 Uhr 30 erreiche ich das verschlafene Fischerdorf. Träge liegen die Fischerboote im Hafen.

Zu rau ist es heute auf dem Meer um rauszufahren. Da an dem heutigen „nur“ 11,5 Kilometer und eine weitere Busfahrt nach Lizard vor mir liegen, habe ich Zeit. Entspannt Zeit. Ich nehme mir diese, atme tief durch und öffne meine Neugier diesem neuen Abschnitt gegenüber. Das Wetter ist rau und windig. Ein Paradies für Surfer, die ihren Kampf mit den Wellen am Pier bestreiten. Ein abenteuerliches Spektakel! Fasziniert beobachte ich sie, versunken in Gedanken, sodass ich erst zu spät der heransausenden Welle entweichen kann und nass werde. Mein Blick vom Pier Richtung Süden erfasst endlose Strandperspektiven. Es sieht flacher aus. Nicht mehr so viel auf und ab. Das verspricht auch mein Reiseführer: „Ab jetzt wird es immer flacher und einfacher.“ Was für eine Wohltat.

Auf einem geraden, ebenen Weg laufe ich auf der Klippe parallel zum Meer und atme salzige Meeresluft ein. Der Weg, auf dem ich laufe, ist gesäumt von rosa Blümchen, die sich bis zum Meer hinunter schlängeln. Nach einer Weile geht es runter ans Meer bis zum Strand. Ich laufe parallel zu den beiden Frischwasser-Seen „Loe Pool“ und „Carminowe Creek“, die hier ineinander verschmelzen. Im Nebel liegen sie da. Miteinander verbunden und doch jeder für sich. Im Vergleich zum gegenüber liegenden Ozean wirken sie fast winzig. Ob sie darauf vielleicht neidisch sind und sich nicht einigen können welchen Zustand sie besser finden?

Auch auf Höhe der Church Cove geht es wieder flach am Meer entlang. Anstatt wie bei meinen bisherigen Strecken auf die Uhr zu schauen und mich gehetzt zu fühlen, begleitet mich heute die Gewissheit, dass ich Zeit habe. Ich habe sie mir einfach genommen.

Vor Ort und Stelle, lasse ich mich in den Sand fallen. Das Rauschen der Wellen hypnotisiert. Der Puls wird langsamer.

Kurz vor meinem heutigen Ziel Mullion, lege ich kurz vorher bei Poldu Cove meine Mittagspause ein. Käse, Brot, Apfel, Schokolade und der Blick auf Surfer in der Bucht. Ich kann mir keinen besseren Platz für eine Mittagspause vorstellen. Ein kurzer Blick auf die Uhr: 13 Uhr. Weit ist es bis Mullion nicht mehr und den Bus, den ich nach Lizard nehmen will, geht erst um 16.25 Uhr. Trotz entspannter Zeit, treibt es mich weiter. Vollkommene Ruhe will (noch) nicht einkehren. Doch ich gebe dem einfach nach. Dem Weg folgend geht es weiter relativ flach und nah am Meer entlang. Ab Polurrian Cove laufe ich parallel zum Städtchen Mullion, das zu meiner linken weiter landeinwärts liegt. Ein komisches Gefühl, dass mein heutiges Etappenziel gleich schon erreicht ist. So richtig geschafft bin ich ehrlich gesagt noch nicht. Gegen 14 Uhr 30 komme ich dann in Mullion Cove an, dem Hafen zum Städtchen Mullion. Von hier aus ist es noch mal ein Stück bis nach Mullion selbst. Und bis zum Bus. Die Angst den Bus verpassen zu können und nicht mehr nach ins 12 Kilometer entfernte Lizard zu kommen (man bemerke: ich habe noch ganze 2 Stunden Zeit bis der Bus losfährt), scheucht mich weiter. Über Asphalt geht es ins Landesinnere Richtung Stadt. Von Anfang bis Ende bleibt es im Vergleich zum Coast Path grau. Nach circa 25 Minuten bin ich an der Bushaltestelle angelangt, beruhigt und gleichzeitig verärgert, dass ich jetzt 1,5 Stunden auf Aspahlt verbringen muss. Doch Ärger bringt jetzt nichts. Stattdessen versüße ich mir die Zeit mit Essen. Im Supermarkt neben der Haltestelle gibt es frisch gebackene, typisch cornische Pastys. Ich verdrücke sie zusammen mit einem Schokoriegel auf einer Parkbank neben dem Friedhof. Der einzig annährend grüne und stille Ort hier.

Um 16.25 Uhr kommt endlich der Bus. Geschafft vom Warten lehne ich mich zurück und freue mich auf das was kommt. In nur einer halben Stunde sind wir schon in Lizard. Wie die Zeit fliegt, wenn man motorisiert ist. So schnell, so unbewusst. Als ich aussteige, bin ich froh dass ich noch ein paar Meter bis zum Hostel laufen muss. Auf dem Weg dahin inspiziere ich das Städtchen nach Verpflegungsstationen: Supermarkt, Touri-Shops, zwei Pubs mit Restaurant, ein Schnell-Imbiss. Alles klar, ich werde nicht verhungern.

Nach ungefähr einer viertel Stunde erreiche ich das Hostel, das ganz romantisch unmittelbar an den Klippen liegt. Nicht ganz ungewöhnlich, da die Räumlichkeiten früher einmal das alte Gebäude zum Leuchtturm waren, der immernoch stolz nebenan liegt. Die Lage ist einfach nur grandios: durch den gepflegten Garten erreicht man die Klippen in nur 2 Minuten. Auch der Blick aus meinem Zimmer ist unglaublich schön. Von den 4 Betten lege ich mich auf das, von dem aus ich das Meer sehen kann. Bewusst lasse ich das Fenster auf und lausche für einen Moment dem Meeresrauschen. Es reicht weit vom Meer, bis hin zu mir in dieses Zimmer. Schade, dass das Hostel am Wochenende schon ausgebucht ist für eine Privatveranstaltung. Ja, dafür kann man die Hostels hier zum Teil auch mieten. Ich würde gern noch mehr Zeit hier verbringen und den Moment in die Länge ziehen. Umso mehr halte ich ihn fest und freue mich auf den morgigen Tag vor Ort hier in Lizard.

Die Unterkunft

Die Lage, das Gebäude, die Umgebung wirklich ein Traum. Damit bin ich wohl nicht die Einzige, die so denkt. Denn ein bisschen abgenutzt ist das Hostel in Lizard schon. Besonders die Duschen sind nicht so optimal wie zum Beispiel im YHA in St. Just. Aber ich kann damit leben. Was die Verpflegung angeht, so gibt es hier nur eine Küche. Diese ist dafür groß und sehr gut ausgestattet. Auf diese Art und Weise lässt es sich günstig essen. Außerdem wird man mit Blick aus dem geräumigen Esszimmer belohnt. Meer, direkt vor der Nase. Und das entschädigt auch für das bisschen weniger Luxus.

Das Frühstück
• gut ausgestattete Küche zum Selbstverpflegen
• Grillen möglich

Der Preis
• 14,40 £/ Person und Nacht

Das Angebot
• Insgesamt 30 Betten
• größtenteils Mehrbettzimmer
• Waschbecken und Heizung in jedem Raum
• Bettwäsche inklusive
• Handtücher kann man leihen
• Waschmaschine und Trockner vorhanden
• Münztelefon (In der Gegend ist der Handy-Empfang sehr schlecht!)
• großer Aufenthalts- und Essraum
• Zahlung mit Kreditkarte möglich
• auch für besondere Anlässe privat zu mieten

Anschrift
YHA Lizard Point
The Lizard
TR12 7NT
Tel: +44 (0) 845 371 9550
Fax: +44 (0) 870 770 6121

www.yha.org.uk/find-accommodation/south-west-england/hostels/lizard/

Alternativen
Stormfield B & B
Alison and Martyn
The Lizard
TR12 7NZ
Tel: +44 (0) 1326 290806

www.cornwall-online.co.uk/stormfield-thelizard/
Zimmer 33 £/ Person und Nacht

Alle Bilder dieser Tour habe ich außerdem hier zusammengestellt:
Fotoalbum “Porthleven – Mullion” bei flickr (23 Bilder)

5 Kommentare zu “Tag 08 – Mit der Zeit kommt die Ruhe

  1. Pingback: Rückblick auf den Coast Path | Landlinien Outdoor-Reiseblog

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